Konzept

Die Gruppe:

In unserer altersgemischten Gruppe werden maximal 16 Kinder im Alter von ca. 2 Jahren bis zum Schuleintritt betreut. Die Kernzeit findet in der Regel im Wald statt.

Vorschule:

Ab dem 4. Lebensjahr beginnen die Kinder mit einem individuellen Vorschulprogramm, das im ersten Jahr das Sinnesmaterial von Maria Montessori als Grundlage hat. Darauf baut im letzten Jahr vor der Schule die Arbeit mit dem Mathematik- und Lesematerial auf. Jedes Kind wird individuell gefördert mit der Zielsetzung, die Begeisterung für seine eigenen Fortschritte und Erfolge zu wecken. Wir machen Projekte, einzeln, in kleinen Gruppen oder alle gemeinsam, wie das Indianer Projekt, die Planeten oder eines unserer zahlreichen Musikprojekte, wie zum Beispiel „Mein kleines Orchester“.

Die Betreuung:

Die Betreuung erfolgt durch die vorgeschriebene Zahl pädagogischer Fachkräfte und kann durch Teilnehmer am Freiwilligen ökologischen/sozialen Jahr, des Generationsübergreifenden Freiwilligendienstes, Zivildienstleistende, Praktikanten ergänzt werden.

Zurzeit sind wir zwei Erzieherinnen und ein Erzieher in der berufsbegleitenden Ausbildung.

Die Räumlichkeiten:

Um längere Betreuungszeiten anbieten und „integrierter Waldkindergarten“ heißen zu können, reicht ein Bauwagen oder eine Schutzhütte nicht aus. Es müssen die gleichen Voraussetzungen wie in jeder Kita erfüllt werden. Man braucht feste Räume in der vorgeschriebenen Größe. In unserem Fall ist dies eine Ladenwohnung im Hohenzollernring 104, 13585 Berlin mit einem Hof als Außenfläche. Hier können sich Kinder mit langen Betreuungszeiten morgens früher treffen und ihren Kindergartentag nach dem Waldaufenthalt ausklingen lassen. Außerdem dienen sie uns als Notunterkunft bei Sturm, Gewitter oder extremen Minustemperaturen. Dank trockener Räume und genügend Wechselwäsche, dürfen sich die Kinder beim Spielen auch richtig nass machen. In der Küche können wir zusammen mit den Kindern Essen kochen, Plätzchen backen oder gemeinsame Frühstücke vorbereiten.

Die Waldplätze (Spandauer Forst, Revier Hakenfelde):

Die Mooshütte ist ein fester Holzunterstand mit Fußboden, den wir gerne als Frühstücksplatz bei Regen oder Bodenfrost aufsuchen.

Die Waldwiese wird wegen ihrer Nähe zum Treffpunkt regelmäßig besucht.

Am Fledermausbunker befindet sich unsere größte Lichtung mit hellem Sand zum Buddeln und vielen Holzstämmen zum Bauen. Im Frühling/ Herbst genießen wir hier gerne die Kraft der Sonne.

Die Klettereiche und der Kullerberg haben ihren Namen nicht ohne Grund bekommen.

Mittwochs (Strandtag) laufen wir durchs Moor zur Bürgerablage an der Havel, wo wir, wenn die Jahreszeit es zulässt, planschen oder Sandburgen bauen können. Nach Vereinbarung können wir hier auch die Waldschule der Berliner Forsten besuchen.

Sachausstattung:

Von den ErzieherInnen werden wahlweise in einem Bollerwagen oder in Rucksäcken mitgeführt:

ein Mobiltelefon
ein Erste-Hilfe-Kasten
ein Satz Wechselkleidung
ein Klappspaten +Toilettenpapier
Lavaerde + Handtücher
Vollwertiges Frühstück
Ausreichend Wasser und ungesüßter Tee
Regenplane oder Sonnensegel
Wechselweise Werkzeug, Bücher und Bastelmaterialien

Die Kinder tragen geeignete Kleidung (neue Eltern werden gerne beraten) und einen Rucksack, der folgendes enthält:

Ein kleines Stück Isomatte, zum Wärmen des Rückens und als Sitzunterlage.

Eine bruchsichere Flasche

Regelung zur Gesundheitsvorsorge:

Die Aufsicht im Wald wird durch mindestens zwei Erwachsene gewährleistet. Das Mobiltelefon und eine Waldkarte mit Wegbeschreibung sichert das Herbeiholen von Hilfe bei Unfällen. Alle Eltern erhalten Hinweise und Empfehlungen, was bezüglich der Vorsorge gegen Zecken, Fuchsbandwurm und im Umgang mit den Früchten des Waldes zu beachten ist.

Ein Tag mit uns im Wald:

Er wird durch feste Rituale und durch Regeln strukturiert um den Kindern Sicherheit und Orientierung zu geben.

Um 8.00 Uhr werden ein Teil der Kinder zum Treffpunkt in die Kita gebracht. Hier können sie noch etwas spielen, malen oder uns beim Tee kochen und den anderen Vorbereitungen für den Tag helfen. Im Moment brechen wir dann rechtzeitig mit Fahrrädern und Anhängern in den Wald auf. Wenn wir vollzählig sind wird gemeinsam entschieden, zu welchem unserer Waldplätze wir an diesem Tag günstiger Weise aufbrechen wollen. Der Weg dorthin ist dem freien Spiel der Kinder vorbehalten und kann deshalb zeitlich nicht genau eingeschätzt werden. Dort angekommen entscheiden wir gemeinsam, wo wir unsere Plane als Frühstücksplatz ausbreiten. Im Winter mag dies ein Sonnenplatz zum Erwärmen sein, im Sommer vielleicht eher der Platz unter der dicken Eiche, weil es da so schön kühl ist und bei Regen unsere Mooshütte zum unterstellen. Alle Kinder suchen sich nun einen Platz und legen ihre Rucksäcke dort ab bevor sie sich zum Morgenkreis zusammenfinden. Das für den heutigen Tag ermittelte „Tageskind“, darf diesen gemeinsam mit uns gestalten. Er bietet uns die Gelegenheit uns zu begrüßen, sich neuen Kindern vorzustellen, gemeinsam zu spielen und zu singen oder aktuelle Themen aufzugreifen. Bevor es zum Frühstücken geht, stellen sich alle hinter dem Tageskind zum Händewaschen mit Lavaerde und Wasser an. Nach dem vollwertigen Frühstück können die Kinder erneut spielen, klettern, balancieren, toben und die nähere Umgebung erforschen. Sie haben aber auch die Möglichkeit sich vorlesen zu lassen, kleineren Bastelarbeiten oder größeren Bauten, aus allem was der Wald bietet, nachzugehen. Möglich ist natürlich auch sich einfach mal zurückzuziehen und die Stille des Waldes zu genießen. Vor dem Rückweg wird entweder eine weitere Mahlzeit als Picknick eingenommen oder nach der Rückkehr im Kinderladen eine warme Mahlzeit( vorwiegend Bio-Kost) zubereitet. Nach dem Mittagessen können unsere kleinen Kinder, nach Bedarf, bis zum Abholen einen Mittagsschlaf halten. Die größeren Kinder lassen in dieser Zeit ihren Kindergartentag mit ruhen oder spielen ausklingen.

Pädagogische Ziele (Konzept):

In unserem Kindergarten ohne Grenzen können die Kinder ihren Urbedürfnissen (Aktivität, Bewegung, Neugier, Spannung, Abenteuerlust, Vertrautheit einer Gruppe) ungehindert nachgehen, weil diese sich im Wald von selbst ergeben.

Die Phantasie und Kreativität der Kinder wird besonders gut angeregt, da es im Wald kein vorgefertigtes Spielzeug gibt. Das Material zum Basteln und Spielen muss erst gefunden werden und einer bestimmten Funktion zugeordnet werden.

Während ihrer Kindergartenzeit im Wald sollten sie eine emotionale Beziehung zur Natur und eine offene Verbindung zu allen Lebewesen entwickeln, um auch als Erwachsene eher bereit zu sein mit der Natur liebevoll und achtsam umzugehen und jedem Lebewesen mit Respekt zu begegnen.

Durch das unmittelbare erleben der Jahreszeiten, können die Kinder den Wandel, der allem innewohnt, sowie Kreisläufe begreifen und miterleben und vielfältige Sinnesanregung erfahren. Durch die unterschiedlichsten Materialien der Natur wird die Wahrnehmung durch die Haut angeregt (z. B. weiches Moos, kantige Steine, nasses Gras). Das unebene Gelände stellt hohe Anforderungen an ihren Gleichgewichtssinn und stärkt sie beim Überwinden von Hindernissen in ihrem Selbstbewusstsein. Die Stille des Waldes lässt sie wieder genauer hinhören (z. B. Vogelstimmen unterscheiden und ob diese Nah oder Fern sind). Ebenso haben sie die Möglichkeit vieles intensiv zu beobachten (z. B. erste Knospen, kleine Käfer) und die verschiedensten Gerüche in sich aufzunehmen (z. B. Geruch des Waldes nach Regen oder Geruch von Herbstlaub).

Durch unerwartete herausfordernde Situationen werden Flexibilität und Mut der Kinder gefördert, was bei künstlich arrangierten Erfahrungen zwangsläufig ausbleibt.

Der tägliche Aufenthalt an frischer Luft stärkt die Abwehrkräfte und die Infektionsgefahr ist draußen viel geringer als in geschlossenen Räumen.

In unserer altersgemischten Gruppe können die Jüngeren von den Älteren lernen und die Älteren lernen Verantwortung gegenüber den Jüngeren zu übernehmen. Die Kinder können in der Weite des Waldes einander ausweichen und die beruhigende Atmosphäre der Natur mindert ihr Aggressionsverhalten. Konflikte können in Ruhe ausgetragen, Gespräche stattfinden und selber Spielregeln entworfen werden. Dies fördert ihr Sozialverhalten.

Obwohl der Waldaufenthalt der Hauptteil unseres Kindergartens ist, wollen wir den Horizont der Kinder zusätzlich in möglichst viele Richtungen erweitern. So fahren wir zum Beispiel einmal im Monat mit dem Bus in die Bücherei, machen Ausflüge zur Waldschule, Zoo, Kindertheater, u. s. w. und bieten Frühenglisch an.

Ein besonderer Schwerpunkt in unserer Arbeit mit der Gruppe liegt in unserer Beziehung zu den Kindern. Nicht nur Kinder, sondern der Mensch im Allgemeinen lernt über Beziehung. Erst da, wo eine Beziehung zwischen Erzieher und Kind, später Lehrer und Schüler aufgebaut wurde, kann Entwicklung gelingen und erfolgreich sein. Bei uns ist Ihr Kind nicht eines unter vielen, sondern wir sind bestrebt, jedem Kind eine stabile, verlässliche Beziehung anzubieten. Auf dieser Grundlage entwickelt sich auch das Zusammensein in der Gruppe zu einem friedvollen Miteinander und die Kinder lernen andere zu respektieren und sich selbst zu regulieren.

Ziele zum sozialen Miteinander versuchen wir hauptsächlich durch Vorleben zu erreichen. Das heißt, wir sehen unsere Aufgabe nicht darin alles vorzugeben und zu bestimmen oder die Kinder zu bespielen, sind aber jeder Zeit verfügbar und können bei extremen Schwierigkeiten (ein Kind wird in seiner individuellen Entfaltungsmöglichkeit blockiert oder es droht Gefahr) unterstützend tätig werden, wobei wir versuchen dabei unparteiisch und gerecht zu sein.

Elternarbeit:

Wir informieren die Eltern regelmäßig über den Entwicklungsstand und die Fortschritte ihres Kindes und bieten verschiedene themenorientierte Elternabende an.

Pauline Wendlandt